Mittwoch, 20. Dezember 2006

Ein Paket von daheim

Als wir heute von der Jagd zurück kamen in die Hütte lag da auf dem Tisch ein kleines Paket, als ich es auswickelte fiel mir als erstes ein Brief meines Bruders in die Hand.
"Geliebte Nichte, ich hoffe es geht Dir gut, Dein letzter Brief klang sehr erfreulich.
Unter nicht sehr erfreulichen Umständen, die ich Dir jetzt nicht näher erklären werde, habe ich heute dieses Schmuckstück in meinen Besitz bringen können. Ich weiß was es Dir bedeutet, daher übersende ich es Dir mit diesem Paket.
In Liebe Dein Onkel Menand der Dich sehr vermißt."
Mit Tränen in den Augen zupfte ich die restliche Umhüllung herunter. Fast hätte ich aufgeschriehen vor Freude als ich den Inhalt erblickte:

Meine geliebte Brosche Tachol Taurlion, die Brosche des Waldes.
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Es ist nur eine einfache silberne Brosche, mit der ich meinen Umhang zusammen halte. Verziert ist sie mit vielen kleinen Smaragden. Wenn man sie ganz genau betrachtet entdeckt man, dass die Edelsteine wie Blätter aussehen. Für Unwissende ist es ein einfaches Schmuckstück, jedoch wird unter uns Onlos vermutet, dass es sich um ein besonderes Kleinod handelt, welches dem Träger Wissen und Weisheit vermitteln kann.
Manchmal, wenn ich sie unbewußt berühre erinnere ich mich mit einem Lächeln an die Geschichten meines Großvaters über die Wälder, das Gleichgewicht in der Natur und das Zusammenwirken der Wesen darin. Dann fühl ich mich der uralten Weisheit der Wälder wieder näher.Die Brosche hat eine lange Geschichte in unserer Familie. Mit einem wehmütigen Lächeln erinnerte ich mich daran wie Großvater Askaro Gaurwaith sie mir erzählt hatte:

"Nun denn" begann er immer und setzte sich gemütlich ans Feuer.
Miren, meine Ur- Ur- Urgroßmutter von meines Vaters Seite, eine etwas verschrobene Sippe wenn ich das mal so nebenbei sagen darf" dabei grinste er immer breit "war eine sehr schöne Frau. Sie wurde von vielen mächtigen und reichen Männern aus der ganzen Umgebung begehrt und umworben.
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Sie jedoch wollte lieber Mirdmil, den Sohn des Jägers, einen sehr ruhigen und schüchternen jungen Mann. Da sie ihn von ganzem Herzen liebte ersann sie eine Aufgabe die sie allen Bewerbern stellte, sicher daß nur Mirdmil sie würde lösen können.
Wie die Aufgabe genau lautete weiß heute leider niemand mehr, nur noch daß sie große Mühen und Opfer von dem jungen Mann verlangte.
Nach langen Abenteuern, die zu beschreiben eine andere Geschichte für einen anderen Tag wären, hat er es endlich geschafft, er kam zurück ins heimatliche Dorf, die Brosche als Lösung der Aufgabe bei sich. Da konnte nicht einmal mehr Mirens Vater sich gegen die Hochzeit stellen.
Miren bekam ihren Mirdmil und die Brosche wurde seit dem in der Familie weitervererbt.

Freitag, 24. November 2006

Die Gemeinschaft

Anscheinend war ich nach dem reichlichen Essen und dem Wein am Tisch eingenickt, als ich aufwachte lag ich in einem sauberen weichen Bett, Menaphado lag auf dem Boden daneben.

Auf dem Tisch lagen Waffen, Rüstung und anders an Ausrüstung, daneben ein Pergament welches mich zum Frühstück in die Gaststube einlud und mir mitteilte daß die Sachen auf dem Tisch für mich gedacht wären.

Als ich völlig verwirrt in die Gaststube kam saß der große Kämpfer schon an einem Tisch beim Mahl. Er winkte mich lächelnd zu sich, stellte mir gleich wieder einen großen Teller voller Fleisch und Käse vor die Nase, dazu frisches Brot und Koloa Kaffee. Menaphado hatte er auch nicht vergessen, eine große Schüssel frisches Fleisch und Knochen standen neben einer Schüssel mit Wasser für in neben meinem Stuhl.

"Wie sehen denn Deine Pläne aus für die nächste Zeit? Hast Du Dir schon überlegt was Du machen möchtest, wie Du hier überleben willst?“

Mit vollem Mund sah ich ihn an, so weit hatte ich noch nicht überlegt, erst einmal wollte ich ankommen hier, dann würde ich schon irgendwie sehen. Erst als mich der Kämpfer, der sich mir gestern Abend noch mit Argovier vorgestellt hatte, mir die Frage stellte merkte ich wie naiv ich gewesen bin. Mutlos schüttelte ich den Kopf.

Argovier blickte mich lange an, dann schob er mir ein Pergament über den Tisch. „Dies sind die Traditionen meiner Gemeinschaft, lies sie Dir gut durch und sage mir ob Du danach leben könntest und möchtest“.

Vor Überraschung verschluckte ich mich direkt, Argovier klopfte mir lachend auf den Rücken und meinte ich solle erst mal in Ruhe lesen und darüber nachdenken, ob ich mir vorstellen könne ein Mitglied seiner Gemeinschaft zu werden.

Nachdem ich wieder Luft bekam las ich neugierig das Pergament, es trug ein Wappen, einen großen Vogel . Die Traditionen waren einfach, klar und für mich nicht schwer zu befolgen, die meisten davon waren für mich selbstverständlich.

Nicht lange überlegend strahlte ich Argovier nickend an als ich fertig gelesen hatte. Er fragte mich noch einmal, diesmal ernster als ich ihn bisher erlebt hatte ob es mir ernst sei mit dem Versprechen die Traditionen zu befolgen. Als ich bejahte nahm er mich in die Gemeinschaft Andraste Sigurd auf. Ich hatte wieder eine Familie, etwas woran ich nicht mehr geglaubt hatte nach allem was passiert war.

Donnerstag, 23. November 2006

Ankunft

Unerfahren war ich, unerfahren, fast ohne jede Ausrüstung, hungrig und halberfrohren, nur begleitet von meinem treuen Freund Menaphado, was soviel wie Wegfolger bedeutet, kam ich hier an. Hier in Anatubien, stolperte ich spät Abends auf der Suche nach etwas zu Essen und ein wenig Wärme, einem Nachtlager durch den Wald. Durch einen Lichtschimmer und lautes Gelächter wurde ich angezogen, ein Haus, ein Gasthaus, doch ich hatte kein Gold, nichts womit ich den Wirt hätte bezahlen können. Dennoch trat ich ein, zu erfrohren um draußen zu bleiben, in der Hoffnung nicht gleich verscheucht zu werden, mich ein wenig aufwärmen zu dürfen.
Ganz leise huschten wir in eine Ecke nahe dem Feuer und sahen uns erst einmal um.

Außer dem Wirt waren da noch einige Gäste, vor allem ein Mann, ein großer Krieger wie es schien, furchteinflößend in seiner Rüstung, in seinem lauten Lachen klangen Kraft und Zufriedenheit. Er und der Wirt schienen gute Freunde zu sein, sie saßen zusammen, sprachen und lachten.

Hungrig saßen wir in der Ecke und wärmten uns am Feuer, beobachteten all die fremden Wesen um uns herum.

Irgendwann muß ich wohl eingeschlafen sein in der Wärme, ich erwachte als sich Menaphado leise knurrend unter meinem Kopf aufrichete, ich war wohl wie so oft mit meinem Kopf auf seinem Bauch eingenickt. Der große Krieger stand vor uns, schmunzelnd die Hände in die Seiten gestemmt, neben ihm der Wirt der ebenfalls groß und kräftig vor mir aufragte. Sie schienen überhaupt keine Angst vor Menaphado zu haben. Er beruhigte sich auch sofort wieder, behielt sie jedoch wachsam im Auge.

„Was haben wir hier denn für ein armseliges Bündel, eine Onlo scheint mir...“ kam es von dem grinsenden Kämpfer. „Und das daneben ist ein waschechter Wolf Argovier oder ich servier Dein Schwert mit Lopaknusssauce“ lachte der Wirt neben ihm.
Hastig rappelte ich mich auf und zupfte meine Sachen zurecht.

„Wir wollten uns nur ein wenig aufwärmen am Feuer, verzeiht die Herrn wenn wir etwas unrechtes getan haben, wir kennen die Gepflogenheiten hier im Tal noch nicht.“ erklärte ich verschlafen.

Aus dem Hintergrund wurde der Wirt gerufen, daher stand der Krieger allein vor mir. Winzig kam ich mir neben ihm vor, er überragte mich um mehr als eine Kopflänge, so große Männer kannte ich von Zuhause nicht. Plötzlich begann er zu lachen und fragte mich ob ich Hunger hätte, ich würde so aussehen. Noch bevor ich antworten konnte rief er dem Wirt zu er möge etwas zu Essen für mich und meinen Freund bringen, auch Wein dazu.
„Kommt setzt Euch zu mir und erzählt mir woher ihr kommt“ meine er immer noch lachend während er mich zum nächsten Tisch schob und auf einen Stuhl drückte.
Ich wußte gar nicht wie mir geschah, nach Tagen ohne Essen standen plötzlich dampfende Schalen mit Fleisch und Gemüse vor mir, Brot und Wein.... auch Menaphado kaute zufrieden auf einem großen Knochen herum.

Während des Essens erzählte ich ihm meine Geschichte. Von Neugierde und Abenteuerlust erzählte ich, davon daß ich alleine hier bin, keine Familie oder Freunde habe hier. Ich glaube der Wein lockerte meine Zunge, ich erzählte ihm viel mehr als ich es normalerweise getan hätte. Irgendwie hatte ich sofort Vertrauen zu ihm.

Mittwoch, 1. November 2006

Wer bin ich?

Mein wahrer Name ist Taen Gaurwaith, doch kaum jemand kennt ihn. Nur Onkel Menand, der Bruder von Großvater Askaro kennt ihn noch, meinen wahren Namen.
Nicht den, den ich in der Welt trage, sondern den meines Herzens.

Immer wenn ich über mich nachdenke, wer ich bin, woher ich komme.... höre ich Großvaters Stimme und bin wieder zurück versetzt in die Kindheit bei ihm, bei seinen Geschichten über die Wälder, die Natur, die Pflanzen und Tiere, Geschichten über die Wälder und die Waldflüsterer und auch Geschichten über die Onlos.
Eine davon handelt vom Ursprung der Onlos.
Es ist eine Geschichte von einem schrecklichen Krieg, den ein gieriger Menschenfürst gegen die Elben führte, von den letzten überlebenden Elben die in die Wälder fliehen mußten in ihrer Verzweiflung und dort für viele hundert Winter verschwunden waren. Diese Elben nannten sich fortan Ontena, sie waren die Vorfahren der heutigen Onlo.