Donnerstag, 25. Januar 2007

Die Botin

Ein leises Klopfen an der Tür schreckte mich von meinem Abendmahl auf. Eine Gestalt, hochgewachsen in Umhang Kapuze konnte ich in der Dunkelheit ausmachen.
"Verzeiht die Störung Dame Liel, ihr seid doch Dame Liel, oder? " kam es leise von der Onlo mir gegenüber. Auf mein neugieriges Nicken fuhr sie fort "mein Name ist Ehlonna Tawarwaith, Euer Onkel Menand, den ich auf meiner Reise kennenlernen durfte hat mir etwas für Euch mitgegeben..."
Voller Freude lud ich sie ein doch mein Mahl mit mir zu teilen und sich zu erholen, im Licht sah man ihr die Strapazen ihrer anscheinend langen Reise erst an. Es war ja noch mitten im Winter, der Schnee lag hoch in den Bergen, sie mußte völlig erschöpft sein.

Beim Essen erzählte sie mir ein wenig davon, natürlich fragte ich sie über jede Einzelheit betreffend meiner Heimat, eines Onkels und meiner Familie aus.
Mit einem freundlichen Lächeln erzählte sie mir davon wie sie ihn in der Handelsstation kennengelernt hatte, wie er sie sofort mit nach Hause eingeladen hatte und sie mehrere Tage bei ihm und seiner Familie verbracht hat, erzählte mir von meinem Elternhaus, von all den Wesen die ich so gut kannte.....
"Wollt Ihr denn gar nicht sehen was ich für Euch mitgebracht habe?" Schmunzelte sie plötzlich und lachte hell auf als ich aus meinen Träumen von daheim aufschreckte.
"Natürlich will ich, welche Frage* grinste ich zu ihr.

Also übergab sie mir einen kleinen Beutel und ein kleines in Tücher gewickeltes Bündel.
Beim Auspacken entpuppte sich der Inhalt des Beutels als mein Schutzamulett, das Großvater und die anderen weisen Männer mir an meinem siebten Frühlingsfest in einer geheimen Zeremonie anvertraut haben.

Sie nannten es Aura des Waldes

Es ist ein unscheinbarer Anhänger, der mich mit der Aura des Waldes umgibt. Sie hat unzählige Formen, einmal nimmt sie die Gestalt eines großen Baumes an, der schützend seine Äste um den Träger legt, und ein anderes mal die Gestalt eines undurchdringbaren Busches... Großvater sagte immer nur Onlos reinen Herzens stünden unter dem Schutz der Aura des Waldes, darum war ich auch immer besonders stolz darauf daß man sie mir gegeben hatte, mich für würdig gehalten hatte und hab mich immer bemüht dieses Vertrauen nicht zu entäuschen.
Wie sehr hatte ich sie vermißt.

Mit Tränen der Rührung in den Augen strich ich mit den Fingern sanft über die Oberfläche, begrüßte es wie einen alten, lange vermißten Freund.
Glücklich umarmte ich die fremde Onlo.
Sie schmunzelte nur freundlich und drückte mir das Bündel in die Hand, das ich völlig vergessen hatte in meinem Glück. "Vorsichtig auspacken hatt Euer Onkel mir eingeschärft, ihr könntet Euch verletzen"
Nun richtig neugierig geworden wickelte ich vorsichtig die Tücher auseinander.
Unter den Tüchern befand sich ein Pergament in der winzigen gestochenen Schrift meines Großvaters beschrieben, darin eingewickelt ein Dolch. Mit zitternden Fingern nahm ich das Pergament und las die Worte meines geliebten Großvaters Askaro, die er vor so langer Zeit geschrieben haben muß.
Mein kleines Mädchen, jetzt wo Du diese Waffe bekomst bist Du schon eine erwachsene Frau, hast einiges erlebt, vielleicht eine eigene Familie, da Du diesen Brief bekommst bin ich nicht mehr da um Dir den Dolch selbst zu geben, es ist die Waffe eines erfahrenen Onlos, ein giftiger Wurzeldolch, den nur wir Onlos wirklich benutzen können. Geformt aus einer Wurzel und getränkt mit dem größten Gift der Welt, Ghamal-Gift, ist er eine der gefählichsten Waffen die ich kenne.
Nutze ihn mit Bedacht, so wie ich es Dich gelehrt habe.
Ich liebe Dich mein Kind, mögen die Wälder über Dich wachen.

Dein Großvater Askaro Gaurwaith

Vorsichtig nahm ich den Dolch in meine Hände, schaute auf und sah den erstaunten Blick meines Gastes. "Eine wahrhaft großherzige Gabe die Euer Onkel Euch da geschickt hat" sprach sie leise "nicht viele Onlos besitzen solch eine Waffe."
Ich konnte nur sprachlos nicken, damit hätte ich niemals gerechnet.
Erst als sie mich sanft in den Arm nahm merkte ich daß ich weinte vor Glück, vor Heimweh und vor Sehnsucht nach Großvater Askaro.

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