Samstag, 21. April 2007

Geburtsbaum

Seit Tagen kreisten meine besorgten Gedanken fast nur noch um Dame Lar, ihr Zustand hatte sich nicht verändert seit dem Tag auf der Lichtung.
So viele Dinge passierten derzeit, eine Räuberbande schien sich hier in der Gegend breit zu machen, immer öfter war die Rede von Diebstahl, Betrug, bis hin zu Überfällen, Angriffen, sogar von Mord war die Rede. Um der Sache einen Riegel vorzuschieben traf ich mich mit der Magierin Sheldru Vates, dem Kämpfer Bowen und der Zauberin Daria del Ahim heimlich Abends in Gobos auf der verschwiegenen kleinen Lichtung auf der erst vor so wenigen Tagen das Treffen mit Dame Lar stattgefunden hatte.
Wir beratschlagten was getan werden könnte um diesem Gesindel Einhalt zu gebieten. Nach langem hin und her einigten wir uns darauf daß Meister Bowen nochmals mit Nachdruck auf der in den nächsten Tagen in Konlir stattfindenen Bürgerversammlung drängen sollte daß alle seltsamen Vorkommnisse im Rathaus aufgeklärt werden müssen und etwas unternommen wird gegen diese Übergriffe.
Den ganzen Tag über schon wurde ich das Gefühl nicht los beobachtet und verfolgt zu werden, auch jetzt spürte ich ein Kribbeln im Nacken als ob Augen auf mir liegen würden, doch als ich mich vorsichtig umsah konnte ich niemanden entdecken. Doch halt, einen Schatten konnte ich ausmachen, mir blieb fast das Herz stehen als ich Modrin erkannte der am Rande der Lichtung stand und mich anblickte bevor er Richtung Westen verschwand.

Meine Unruhe wurde immer größer und größer, ein Gefühl der Dringlichkeit machte sich in mir breit, ich mußte ihn finden, es mußte einfach glücken um Dame Lar zu retten.
Natürlich blieb meine Unruhe meinen Begleitern nicht verborgen, sie sorgten sich um mich, vertrauten dann aber meiner Zusicherung daß alles in Ordnung sei. Wenn es doch nur so wäre, doch wie hätte ich diese geheimnisvolle Bindung zum Geburtsbaum erklären sollen? Ich verstand sie doch selbst kaum, Großvater starb bevor er mich ausreichend unterrichten konnte.
Als ich es nicht mehr aushielt verabschiedete ich mich hastig und folgte meinem Gefühl, immer weiter zog es mich gen Westen, Richtung Krato, doch was zog mich dorthin? Was würde ich dort finden?
Atemlos erreichte ich im Sumpf den Laden der beiden Onlos bei denen ich schon öfter eingekauft hatte. Wie erstaunt war ich als ich Dame Lar dort vorfand, immer noch mit leerem Blick und Drallion ihr Waldschnapper ganz grau und leblos auf ihrer Schulter. Ein Anblick der mich bis ins Innerste schmerzte.
Nach einem kurzen Gespräch in dem ich dem älteren der beiden Onlos, den ich schon seit dem ersten Tag für einen Waldflüsterer hielt, überreichte er mir eine Blüte und befahl mir dieser zu folgen wo immer mich ihre Blätter hinführen würden. Es sei wichtig daß ich mich nicht Aufhalten lies, die Magie der Blüte würde nicht lange halten.

Erstaunt aber voller Vertrauen machte ich mich auf den Weg, bemerkte dabei erstaunt daß Dame Lar mir folgte, immer noch mit leerem Blick aber sie folgte mir.
Ein langer Weg lag vor uns, viele Ungeheuer galt es dabei zu besiegen, doch immer weiter führte mich die Blüte des alten Onlos. Durch Krato, Terasi, dann durch das schreckliche Friedhofsgebiet in Ruward, hinunter nach Plefir bis wir endlich in Loranien, am See des Friedens angelangt waren, immer geleitet durch die magische Blüte. Am hintersten Ufer des Sees war die Baumschule, dorthin führte unser Weg, dort entdeckte ich auch Modrin wieder.
Wir waren kaum dort angekommen traf etwas atemlos der jüngere der beiden Onlos von Krato ein, entschuldigte sich für sein plötzliches Erscheinen mit den Worten er sei von seinem Meister hinter uns hergeschickt worden um die Magie zu vollenden die das Rakos an mich binden sollte, damit die Verbindung zwischen Dame Lar und Modrin wieder frei werden konnte. Sie sei durch ein Übermaß an Magie gestört erklärte er mir währernd er das Ritual vorbereitete.
Ebenso wie Dame Lar damals rief er die Magie des Waldes herbei, ich konnte sie auch diesmal sehen und spüren, konnte den Ast in meiner Hand spüren, seinen Gesang wieder in meinem Herzen hören. Nur diesmal wurde der Zauber beendet, ich konnte es spüren als das Rakos mein war, die Veränderung in der Magie war ganz deutlich. Wie sehr freute ich mich als Dame Lar plötzlich begann zu sprechen, Drallion schnatterte ganz aufgeregt vor Freude auf ihrer Schulter, Modrin umarmte sie fürsorglich, sie war wieder da, die Verbindung war wieder hergestellt.
Dankbar umarmte ich den jungen Onlo, dann stürmte ich auf Dame Lar zu und umarmte auch sie voller Freude. Nun war alles wieder gut, ihre Augen blickten zwar müde aber lebendig um sich.
Und mein Rakos war mit mir verbunden.
In Gedanken versprach ich meinem Großvater zu versuchen alles über die Onlomagie zu lernen was ich konnte, er war mir nahe wie lange nicht mehr.
Gerade jetzt vermißte ich ihn so sehr. Ich wußte auch er war ein Waldflüsterer gewesen.

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